Vilém Flusser, Die Schrift – Hat Schreiben Zukunft? (Göttingen: Edition Immatrix, 1987/1992)
Ich habe mich mit dem achten Kapitel des Buches befasst, dass sich dem Thema der gesprochenen Sprache widmet. Ich entnehme dem Text, dass in den vorangegangenen Titel die These aufkommt, dass sich das Programmieren von der alphanumerischen Schrift lösen wird. Das bedeutet, dass in Zukunft der noch gewohnte Umweg über die Sprache entfällt und sich auch das Denken mehr und mehr vom Sprechen emanzipieren kann. Er bringt gegen Ende einen schönen Vergleich mit der Gestik. Die Gestik, die körperliche Sprache, muss lange Zeit das vorherrschende Instrumentarium der Kommunikation gewesen sein und somit auch das damalige Denken bestimt haben. Heutzutage ist die Gestik nur eine von vielen Ausdrucksmöglichkeiten und wird als eine primitivere Art der Verständigung betrachtet. Dieser Blick zurück, weist auch den Weg vorwärts, in dem die Sprache, insbesondere die Gesprochene nicht verschwinden wird als vielmehr verwildern wird. Denn sobald sie als eine unpräzisere Form der Kommunikation der Seriösität entbunden wird, ist sie frei in ihrem Ausdruck. Es ist bewusst als ein loslösen zu sehen, denn die Sprache, bestimmt mit ihrem Aufbau und Strukturen das Denken. Die westlichen Sprachen sind in ihrem Aufbau Pfeilfrömig, sie verbinden vor allem verschiedene Subjekte mit Verben, wie etwa:” Ich liebe dich.” Im Gegensatz dazu stehen indianische Sprachen und auch das Chinesisch, das als Mosaik zu verstehen ist. Flusser arbeitet auch den Wert der Übersetzung heraus, bietet sie doch die Möglichkeit, Gesagtes anders zu sagen. Sprachen und insbesondere der Akt des Sprechens ist ein melodisches Gebilde, die durch Rythmus und Tonlage erst zur Geltung kommt. Das verlassen der gesprochenen Sprache ist, wie Flusser reuig bemerkt aber auch ein Verlust eines riesigen Kulturerbes.
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