“Das Da-Sein ist der Hirte des Seins.”
Louis Althusser
Materialismus der Begegnung
Original Formulierung
“Der Mensch ist der Hirte des Seins.”
Martin Heidegger
Brief über den “Humanismus”
“Das Da-Sein ist der Hirte des Seins.”
Louis Althusser
Materialismus der Begegnung
Original Formulierung
“Der Mensch ist der Hirte des Seins.”
Martin Heidegger
Brief über den “Humanismus”
Zürich, 28.03.2016
Lieber Friedrich,
wir werden nie die Grenze ziehen können zwischen geisteskrank und normal.
Wir können nur sagen, ein Mensch kann sich sozial anpassen, und je besser er sich sozial anpassen kann, je mehr er versucht, den Nebenmenschen zu verstehen, ihm zu helfen, desto normaler ist er. Stell dir vor, ich war damals siebzehn Jahre alt, da kam ich mit deiner Wahrheit in Berührung.
Ich hielt es in der Hand, dein Buch, leicht angewidert, überlegte, es zu umgehen. Der weisse Einband, die schwarze drückende Schrift, 311 Seiten prophezeite Langeweile.
Ich hasse Krimis. Ein Herr mit Hut und Mantel. Ein Mord. Eine Reihe akribisch geplanter Zufälle gemischt mit künstlich erzeugter Spannung.
Friedrich, aus welchem Grund auch immer, ich hatte begonnen.
Seite 9, deine Vorrede; und dann gings vorwärts. Rasch und ohne Unterbruch.
Wie ein Skalpell durchschneidet dein Blick die Schichten der Gesellschaft.
Du bist ein begnadeter Beobachter. Du bist ein fabelhafter Schreiber und du bist ein grosser Suchender.
Ich erkenne mich wieder in deinen Fluchtversuchen, in deiner Sehnsucht nach Freiheit. Dein Werk öffnet Augen. Und es ist ein einmaliges Zeitdokument Schweizer Geschichte.
Du lieferst uns einen unverblümten Einblick.
Der Geist des Irrsinns. Die Welt ist sein Puppentheater.
Und die Briefe, deine sorgfältig verfassten Gemütszustände. Deine Art zu kommunizieren.
Wie fleissig du versendet hast – deshalb auch ein Brief zurück an dich.
Es hat sich viel verändert. Briefe sind rar geworden. Du würdest staunen.
Deine Irrenanstalten wurden zu modernen Einrichtungen mit hübschen Zimmern. Der ständige Pegel von Schreien, der damals zum Alltag gehörte, verschwunden. Die Insassen fressen nun Pillen, jeder Nervenzellenverband wird kontrolliert. Und manipuliert.
Der Krimi geht weiter. Ein Milliardengeschäft. Psychologen, Universitäten, Pharmaindustrie zusammen mit Medikamenten, Kindern und Verführung.
Aber etwas verspreche ich dir, Friedrich, wir werden nie die Grenze ziehen können zwischen geisteskrank und normal. Niemals.
Und auch, dass wir von denen, die ein gerades Leben führen, verachtet werden – auch das ist unverändert.
Wir alle sind im Unterbewusstsein Mörder, Diebe und Ehebrecher. Was, wenn wir die Schranken überschreiten? Auch noch aktuell.
Lieber Friedrich, danke für deine Wahrheit. Du hast mein Leben verdunkelt.
In Liebe,
L.
Louis Darget
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich unter Okkultisten die Vorstellung, dass bestimmte Schwingungen der Seele, vom Körper ausgehende Strahlen einer Lebenskraft, von der Negativplatte der Fotokamera aufgefangen werden – ein Bildglaube, der auf dem sogenannten Mesmerismus basierte.
Diese Heilmethode, des in Wien, später in Paris tätigen Arztes Franz Anton Mesmer und seiner Schüler ging von einem die gesamte Natur durchströmenden Fluidum aus. Mittels dieser “Allfluht” könne eine Brücke zwischen der irdischen Wirklichkeit und unsichtbaren, höheren Realitätssphären und Welten hergestellt werden.
Nach ersten Experimenten zu den fluidalen Ausströmungen der menschlichen Hand will Louis Target (1847-1921) Anfang der 1880er Jahre die ersten sogenannten Gedankenfotografien erstellt haben. Seine Flaschenbilder wurden berühmt, für die er eine Falsche zunächst mit seinem Blick fixierte , um sodann die mentale Vorstellung der Flasche in einem konzentrierten Willensakt direkt auf die Negativplatte zu projizieren, auf der sich eine flaschenähnliche Form abzeichnete.
Befördert wurden derlei Experimente durch die revolutionäre Entdeckung der Röntgenstrahlen 1895, die es ermöglichte, Unsichtbares sichtbar zu machen und in den Menschen hinein zu sehen.
In seinem Gedankenfotografie ” Planet und Satellit”, geschaffen durch Gedanken des Herrn A., der einen Himmelsatlas betrachtete, während auf seiner Stirn eine Platte lag, meint man deutlich ein Bild des Weltalls zu erkennen. Seine frappierenden Ergebnisse erzielte er, indem er Imaginationen nicht im Inneren aufzuspüren, sondern sie als Projektion nach Aussen zu kehren versuchte.
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