Schriftgarten_Katharina_Bayer

WIRKLICHKEIT – Mo, 24.10

Gibt es denn eine Wirklichkeit  die als einzige wirklich, ich meine real wirkt? Wirken ist doch auch nur eine Form von Empfinden, ein persönliches Empfinden, mein Empfinden. Meine Wirklichkeit. Was ist meine Wirklichkeit? Ich versuche real mein Leben umzukrempeln, auszumisten. Bin schon ein gutes Stück vorangekommen. Eigentlich ist nichts mehr beim Alten, wirklich. Wo das alles hinführt? Ich weiss es nicht. Aber immerhin habe ich mir meiner Wirklichkeit angenommen, sage ich mir. Fällt immer noch schwer zu wissen was man will, was ich will. Aber die aktuelle Erkenntnis ist, zu wissen was ich nicht will. Klingt altklug, aber es hilft. Hilft beim Herausfinden, wer man denn eigentlich ist. Sein. Wer will man sein, wer will ich sein? Etliche, stundenlange Busfahrten, hab ich mit diesen Frage verbracht – vorbeifahrend an ungewohnten, mir fremden Landschaften, mit Hühnern oder Reissäcken im Nacken. Die Erkenntnis daraus? Glücklich sein – in Wirklichkeit. WIRKLICHKEIT. Und schon passiert es wieder. Ein Wort, dieses eine Wort, ich sage es mir so oft vor, dass ich meine dessen Bedeutung nicht mehr zu kennen.

KÖRPER – Mo, 14.11.

Schon ein erschreckendes, beklemmendes Gefühl mir bewusst zu machen, dass ich niemals, auf keinen Fall, unter keinen Umständen meinen Körper verlassen oder austauschen kann. Bin einfach da hineingeboren. Keine Auswahl, keine bewusste Entscheidung. Einfach dessen Laster dazubekommen. Schon komisch mein Körper und Ich. Könnte nicht sagen, was das ICH, mein ICH, eigentlich ist? In diesem Körper zu stecken, irgendwo da im Kopf lokalisiert. Tja mein Kopf. Mein lieber, oft verdammter, verhasster Kopf. Herzen lassen sich austauschen, warum Köpfe nicht? Zumindest wünscht ich mir manchmal einen Pfahl hindurchzubohren, im Ernst, Nägel hineinzuschlagen, eine scharfe Klinke ganz da Hinten anzusetzen, wo der Kopf in den Nacken übergeht. Wenn das Licht schmerzt, Geräusche quälen, einen die Übelkeit überkommt und ich mich frage ob ich mir diesen Körper tatsächlich ausgesucht hätte, hätte ich die Wahl gehabt. Aber bin ja nicht gefragt worden. Zum Glück.

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